Der Osmanische Sultan Murat III. war an diesem Tag ein bischen seltsam. Es schien, als ob er etwas sagen wollte, aber er wagte es nicht. Er war weder gut gelaunt noch traurig. Der Großwesir fragte:
„Ihre Laune ist nicht in ordnung. Ist etwas geschehen?“
„Ich habe einen sonderbaren Traum gehabt.“
„Hoffentlich wird er zum Wohl interpretiert“
„Wir werden es sehen, ob der Traum gut oder schlecht ist.“
„Wie bitte?“
„Mach dich bereit. Wir gehen raus!“
Beide gingen aus dem Palast, als Mullas verkleidet. Es schien, dass der Sultan noch im Einfluß des Traumes war und wusste wohin sie gehen mussten. Mit eiligen Schritten waren sie zum Stadtteil Unkapani gelangt. Der Sultan schaute sich erst seine Umgebung an. Er sah, eine Leiche und fragte:
„Wer ist das?“
Die Bewohner der Umgebung sagten:
„Bleibt fern von ihm. Er ist ein Alkoholiker!“
„Woher wisst ihr das?“
„Lass es uns doch wissen. Er ist seit mindestens 40 Jahren unser Nachbar.“
„Wissen Sie“, sagte Einer weiterhin: „Er ist eigentlich ein sehr guter Handwerker. Er arbeitet beim Azaplar Basar. Er produziert sehr gute Schuhe… Aber er gibt sein Einkommen für alkoholische Getränke und unzüchtige Sachen aus. Er bringt Wein und Huren nach Hause…“
Und ein alterer Mann sagte sehr zornig:
„Fragt doch die Nachbarn. Hat einer von ihnen ihn in der Moschee gesehen?“
Die Bewohner zogen ab und unsere als Mullas gekleideten Freunde blieben alleine dort. Als der Großwesir sich vorbereitete um in den Palast zurückzugehen, stoppte ihn der Sultan:
„Wohin?“
„Ich dachte, dass Sie sich von ihm entfernen würden!“
„Die Anderen können gehen. Ich kann Niemanden deswegen etwas sagen… Aber wir können nicht gehen. Er ist einer meines Volkes. Wir müssen sein Begräbniss vollenden.“
„Wir können doch von dem Palast einige Hodschas schicken…“
„Das kommt nicht in frage. Wir haben doch die Bedeutung des Traumes noch nicht gefunden.“
„Was solle ich dann machen?“
„Wir müssen die Mulla -situation fortführen. Mindestens sollten wir die Leiche heben.“
„Wie können wir denn das machen?“
„Warum könnten wir es denn nicht?“
„Oh mein Sultan. Das ist doch keine leichte sache. Die Leiche muss doch gewaschen, getucht und begraben werden.“
„Sei doch ruhig, ich werde alles überwältigen. Aber als erstens müssen wir ein Gebäude für die leichen waschung finden.“
„Dort ist ein kleine örtliche Moschee.“
„Nein, wenn du tot wärst, wo würdest du den vorbereitet werden wollen?“
„Na ja, in der Hagia Sophia Moschee, Süleymaniye Moschee, es würde auch die Fatih Moschee ausreichen…“
„Bei der Hagia Sophia und Süleymaniye Mosche gibt es viele Staatsbeamte, ich will doch nicht erkannt werden. Aber du hast die Fatih Moschee gut gesagt. Lass uns mit der Leiche dorthin gehen…“
Nach kurzer Zeit kamen sie bei der Mosche an. Der Großwesir begann die Materiale vorzubereiten. Er fand Leichentücher und einen Sarg. Der Sultan hatte zur gleichen Zeit begonnen das Wasser zu heizen. Sie wuschen die Leiche wie geregelt. Aber während der Waschung sahen sie, dass das Gesicht des Schumachers sehr schön wurde. Und ein göttliches Licht strahlte um sein Gesicht. Sein Gesicht ähnelte nicht dem eines Alkoholikers. Und man konnte auf seinen Lippen ein Lächeln sehen. Der Sultan und der Großwesir begannen diesen Mann zu lieben. Sie betuchten ihn und legten ihn in den Sarg. Aber es war noch sehr viel Zeit bis zu der Gebetszeit. Der Großwesir näherte sich dem Sultan sehr bedrückt und sagte:
„Mein Sultan, ich glaube das wir etwas falsch machen!“
„Wie denn?“
„Wir haben wegen unserer Aufregung alles gemacht und ihn hier her gebracht. Aber vielleicht hat er doch eine Frau oder Kinder?“
„Du hast recht. Bleib mit ihm, ich werde sie im Stadtteil suchen.“
Der Großwesir began Gebete zu verrichten und der Sultan ging zu dem Ort, wo diese interresante Geschichte begonnen hatte. Er sprach mit den Nachbarn des Schumachers und hatte sein Haus gefunden. Eine alte Frau öffnete die Tür. Gefasst höhrte sie die Nachricht über ihr Mann. Sie sah so aus, als ob sie diese Nachricht erwartete.
„Mein Sohn, bitte verzeih mir. Du bist doch sehr ermüdet wegen ihm.“
Sie setzte sich auf die Türschwelle und legte ihre Hände an ihre Schläfe… Sie weinte nicht. Aber ihre augen wurden schmäler. Sie begann sich an Früher zu errinnern. Nach einer kurzen Zeit kam sie zu sich und sagte:
„Weisst du mein Sohn, mein Mann war sehr verschieden. Er machte Schuhe von Früh bis zum Abend. Aber wenn er Jemanden mit einer Weinflasche sah, dann gab er sein gesamtes Geld aus und kaufte das Getränk und goß es in die Toillette.“
„Warum?“
„Weil die Muslime keinen Alkohol trinken sollen!“
„Sehr bewundernswert!”
„Er bezahlte den Huren ihren Preis und brachte sie nach Hause und sagte zu ihnen: ‚Ich habe doch das Geld für eure Zeit bezahlt. Stimmts? Darum müsst ihr jetzt gut zuhöhren…‘ Er ging aus dem Haus und ich began den Frauen religiöse Geschichten und Bücher zu vorzulesen…“
„Aber die Nachbarn sprachen und dachten anders!“
„Für ihn war die Meinung und die Gedanken anderer niemals wichtig. Er ging auch immer zu weit entfernten Moscheen. Er sagte immer ‚Ich muss hinter einem Imam stehen, der am Anfang des Salaat’s die Kaaba sehen kann…“
„Wieviel solche Imame gibt es denn jetzt?“
„Darum ging er zum Stadtteil Nischanci, oder zu Sofular.“
„Ich sagte eines Tages zu ihm ‚Du machst doch solche guten Dinge, aber die Nachbarn könnten doch leider schlecht über dich denken. Glaube mir, deine Leiche wird auf der Mitte der Straße bleiben, keiner wird sich um dich kümmern!‘ Er sagte: ‚Ja, das stimmt‘ und began sein Grab in unserem Garten selbst zu graben. Aber ich war mit dieser Tat nicht zufrieden: ‚Ein Grab reicht doch nicht. Wer wird dich waschen und begraben?“
„Und was hat er denn gesagt?…“
„Am Anfang hat er lange gelacht. Danach sagte er ‚Allah ist doch Groß‘ zu mir. Alst letztes sagte er: ‚Und der Sultan wird doch auch etwas machen!…“
Der Gnadenreiche Allah hat solche Diener,von denen das Volk nichts weis. Auch sie wissen eigentlich nichts über ihre Lage bei Allah. Der Schumacher ist einer von den Freunden Allah’s (Awliya). Sein Name war Muhammed Mimi. Er war von Bergama, in der Nähe von Izmir. Er starb im Jahr 1592 und der Sultan hat seine Bestattungssachen selbst vorbereitet und ihn in seinen Garten begraben. Danach errichtete der Sultan eine Kuppel über dem Grab und einen Brunnen davor. Und er gründete hier auch ein Derwischkloster, um den Namen des Schumachers fortzuführen. Das Grab des Schumachers ist im Stadtteil Unkapani, vor der Haraczade Moschee.