Was sagt der Koran über Kalif und Kalifat?
Der Begriff Kalif خَليفة (Nachfolger, Statthalter) wird für jemanden benutzt, der den Platz von einer anderen Person einnimmt. Weil Allah nicht fortgegangen oder verstorben ist/sein kann, ist es auch nicht möglich, dass Adam sein Kalif war. Adam wurde nicht als Kalif von Allah, sondern als Kalif auf der Erde ernannt, جَاعِلٌ فِي الْاَرْضِ (Koran, al-Baqara 2:30). Weil kein wakîl وَكِيلً (Bevollmächtigter/Stellvertreter) für Allah möglich ist (Koran, al-Isra 17:2), kann für Ihn auch kein Kalif eingesetzt werden. Der Koran erwähnt auch keinen politischen Kalif oder Kalifat خِلافة , wie es heutzutage verstanden wird. Der Begriff, welcher für die ersten vier Stellvertreter des Propheten Muhammad vorgesehen war, ist nicht der des Kalifen, sondern Amîr al-Mu’minîn أمير المؤمنين (Befehlshaber der Gläubigen).
Alle Menschen auf der Erde sind Kalifen, (ohne eine Differenzierung zwischen Frauen und Männern zu konstruieren) von vorhergehenden Menschen (Koran, al-A‘raf 7:69, 169; al-An’am 6:165; Fatir 35:39; an-Naml 27:62; Yunus 10:14). Die Pflichten der Menschen als Kalifen sind Glaube (Iman), rechtschaffene Taten (Amal-as-salih) (Koran, an-Nour 24:55), mit Gerechtigkeit zu gebieten, nicht der Neigung zu folgen (Koran, Sad 38:26) und kein unheilstiftendes Verderben anzurichten (Quran, al-Araf 7:74).